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7. Mai 2015 4 07 /05 /Mai /2015 13:09

ich muss irgendwie einfach ständig wieder hören, dass meine Tante in meinem Buch irgendwie "schlecht wegkommt". nun hab ich mir dieses Kapitel nochmal durchgelesen und ich kann nichts negatives finden?! möglicherweise war vielleicht auch das ein oder andere hier im Blog gemeint, ich weiss es echt nicht. hier war ich offen, ehrlich UND habe auch meinem Frust freien Lauf gelassen. - ja, vieles frustriert mich vielleicht heute, was sie betrifft oder was MEIN negatives Gefühl angeht, aber das heisst nicht im Entferntesten, dass sie irgendwas falsch gemacht hat! und wenn, dann bestimmt NICHT wissentlich!! das möchte ich nun nomal stark betonen, das ist mir wichtig! Sie hat ihr Bestes gegeben - IMMER! also nach bestem Wissen und Gewissen, genau auch wie meine Mutter. man kann nie ALLES nur richtig machen. auch mit meiner Mutter bin ich früher oft aneinandergeraten, dennoch weiss ich, dass sie immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hatte. und meine Tante auch!

und nun... möchte ich hier gerne das Kapitel über sie posten:

14. Einflussnahme

Den wohl größten Einfluss auf mein Leben nahm meine Tante, die Frau meines Patenonkels. Sehr sehr lange habe ich darüber nachgedacht, ob ich nun ein Kapitel dazu schreiben soll oder nicht. Doch sie hatte gesamtheitlich gesehen immer einen wahnsinnig großen Einfluss auf mich und meinen Lebensweg, so dass ein ziemlich relevanter Teil fehlen würde, wenn ich es wegließe. Möge sie mir gnädig und nicht böse sein.

Bevor ich jedoch beginne, möchte ich nochmal klar betonen, dass ich überzeugt bin, dass sie wirklich immer nur das Beste für mich wollte, auch wenn man das teilweise anzweifeln möge.

Wie wohl schon öfters betont, ist es unmöglich diesen selektiven Mutismus nachvollziehen zu können. Und was mich so überzeugt von dieser Hypothese macht, ist, dass ich es ja selbst noch nicht mal begreifen kann. Und man kann ja nicht erwarten, dass jemand etwas versteht, was man selbst ja auch nicht versteht, oder?

Ich weiß, dass sie mir immer nur helfen wollte mit dem, was sie tat. Doch sind ganz viele negative Erlebnisse so tief und fest in verankert, dass sie mich heute noch nicht loslassen, so sehr ich sie auch abzuschütteln versuche. Zu einem Großteil dessen gehört der ungeheure Druck, etwas gerecht werden zu müssen, was ich einfach nicht konnte. Momente in denen ich so sehr von Panik erfüllt war, dass für alles andere kein Platz mehr blieb.

Trotz all dieser negativen Erlebnisse, gab es natürlich auch viel Gutes an ihr und so erinnere ich mich auch noch sehr gut an ein positives Erlebnis: einmal schickte sie mich alleine in einen Laden um einen Zwiebelhacker für sie zu kaufen. Ich weiß das alles noch so genau, es hat sich eingebrannt, weil es von großer Bedeutung für mich war. Denn ich habe es geschafft! Und ich weiß, dass sie es gemacht hat, um mich herauszufordern, mich zu überwinden, es zu lernen. Ich weiß, dass sie das Beste getan hat, was sie dachte tun zu können und dafür bin ich auch wirklich dankbar!

Allerdings muss ich auch sagen, dass das Ganze in der Kindheit noch nicht wirklich ein Problem darstellte. Das alles kam erst viel später, mit dem nahenden Ende der Schule. Da sie die Frau meines Patenonkels ist, fühlte sie sich irgendwie dazu verpflichtet, mir zukunftsspezifisch behilflich zu sein. Sie half mir wo sie nur konnte. Ob mit Bewerbungen, Lehrstellenausschreibungen, wenn sie sonst etwas in einer Zeitung sah, was etwas für mich sein könnte, schickte sie es mir sofort per Post zu und telefonierte zum Teil auch rum um mir eine Schnupperlehrstelle zu verschaffen.

Gerade weil ich kaum sprach, fassten sie Dinge wie Verkäuferin ins Auge. Dabei könnte ich das "mit anderen reden" lernen. Das wäre wohl ein Job gewesen, welchen ich selbst niemals in Betracht gezogen hätte. Ich wollte lieber Buchbinderin werden oder Floristin oder Fotofinisherin. Doch ich hatte mich von den anderen so einvernehmen lassen, Verkäuferin wäre das Richtige für mich, dass ich es irgendwann sogar selbst glaubte.

Ich lernte, immer „ja“ zu sagen, wenn jemand beim Schnuppern fragte, ob es mir gefiel, ganz egal, ob es stimmte oder nicht. Ich sollte immer nur positiv antworten, um den Leuten zu zeigen, dass ich Interesse hatte und etwas wollte.

Als sie irgendwann mit der Idee kam, mich mit 17 für ein ganzes Schuljahr über nach Südengland zu schicken und ich das Ganze mit meiner Angst vermasselt hatte, wurde sie furchtbar wütend.

Langsam begriff ich, dass nichts, was ich jemals tat jemals gut genug sein würde. Nichts würde jemals dem gerecht werden, was sie von mir erwarteten.

Bestimmt hatte das Ganze auch sein Gutes, denn wenn ich nun Kritik bekam, setzte ich das meiste sofort um, weil ich es mir gewohnt war, dass man das von mir verlangte, besser noch gestern als heute.

Meine Job-Coach meinte, dass sie es noch niemals erlebt habe, dass jemand die Kritik, die man ihm entgegen bringe, so schnell umsetzen könne wie ich. Wir hatten auch sehr oft Gespräche über meine Tante wegen diesem ungeheuren Einfluss, der mich noch heute so stark beherrscht und während meiner Ausbildung so viele Blockaden verursachte. Da mir nichts, was ich tat, gut genug schien, konnte ich auch kein Lob dafür annehmen, weil ich, egal was immer zu schaffen, als so selbstverständlich empfand, dass ich nicht noch stolz darauf sein konnte. Weil ich all das was ich noch erreichte, bereits vor vielen Jahren hätte erreichen müssen.

Ich empfinde es auch stark so, dass meine Tante mich das jetzt spüren lässt, denn ganz egal, was ich ihr auch über die Ausbildung oder andere positive Dinge berichte, es kommt kaum mal auch nur ein einziger kurzer Satz zurück. Mir scheint, nur weil sie sich damals solche Mühe gegeben hat und ihr all das umsonst zu sein schien, interessiert es sie jetzt gar nicht mehr, was ich tue. Ich hörte mal von meiner Oma, dass sie sich beklagt hätte, dass ich mich ja nie melde, also begann ich, ihr öfters mal zu schreiben, doch nie bekam ich eine Antwort darauf und heute auch nur sehr selten.

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